Penis-Kontrolluntersuchung und Penis-Behandlung 2
In den folgenden Tagen vermied ich es meinen Tanten zu begegnen.
An besagtem Mittwoch fuhren wir dann in die Klinik zu meiner "Alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung". Betreten wie jedes mal, wenn ich in diese Klinik musste, sah ich lieber zu Boden, als in die Gesichter der anderen Jungen die da mit ihren Müttern aus genau dem gleichen Grund warteten. Warum ich wusste, dass sie alle aus dem gleichen Grund hier waren? Nun, schon am Eingang hörten wir die Durchsage "Der 17jährige Hannes XX, mit Mutter zur monatlichen Penis-Kontrolluntersuchung in Untersuchungsraum 7".
Auf dem Weg zu Anmeldung beneidete ich kurz diesen eben aufgerufenen 17jährigen Hannes XX. Er hat nur eine "monatliche Penis-Kontrolluntersuchung" vor sich, während ich ja zur großen "alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung" musste. Noch in diesen Gedanken, wurde schon ein weiterer Junge mit Alter und Namen aufgerufen, mit seiner Mutter "zur monatlichen Penis-Kontrolluntersuchung" zu kommen. Wieder ein Glücklicher, dachte ich, doch der Junge sah nicht sonderlich glücklich aus, wie er da mit hängendem Kopf hinter seiner Mutter in den langen Ganz zu den Untersuchungsräumen trabte.
Es ist also nur zu verständlich, dass auch ich lieber auf den Boden schaute. Lediglich als aus einer Ecke ein kindliches "Brummm... Brummm..." ertönte, schaute ich. Ein vielleicht sieben oder achtjähriger spielte mit kleinen Plastikautos...
Unterdessen fragte schon die Anmeldung für alle im Wartezimmer vernehmbar meine Mutter, ob sie zur "monatlichen oder zur Alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung?" wolle. Als ob meine Mutter zur Untersuchung ihres Penis hier wäre, dachte ich noch sarkastisch, als in der gleichen Lautstärke meine Mutter zurück gab "zur alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung meines 18jährigen Sohnes Jan LLL". Kaum hatte sie das ausgesprochen, krähte auch schon der Sieben oder Achtjährige mit seinen Plastikautos "Mutter, der Jan LLL ist schon 18 und muss genau wie ich alljährlichen ausführ... Penis-... Penis-..." Weiter kam er nicht, ihm war wohl das Wortungetüm doch noch zu schwer. Aber dafür ergänzte seine Mutter, die Worte langsam sprechend "P e n i s - K o n t r o l l u n t e r s u c h u n g" und setzte hinzu: "Ja, der Jan ist schon ein großer Junge, aber genau wie du muss er einmal im Jahr seinen Penis ausführlich untersuchen und kontrollieren lassen." Ich weiß nicht, wen von den beiden ich zuerst erwürgen wollte...
Unterdessen und ohne die Lautstärke zu senken, hatte die Schwester meine Mutter schon nach Namen, Adresse Telefonnummer, eMail,... gefragt und diese wiederholte jede Angabe ebenso laut und deutlich. Soviel zum Thema Datenschutz, dachte ich. Irrwitzigerweise musste darüber innerlich grinsen. Denn genau diesen Gedanken hatte ich jedes mal, wenn meine Mutter und die Schwester für alle hörbar meinen Namen, Alter, Adresse, wie auch meine Telefonnummer und eMail besprachen. Jedes mal das gleiche und ich denke auch jedes mal das Gleiche. Ob das wohl irgendwann mal aufhört?
Da höre ich gerade, wie meine Mutter meinen Facebook- und Twitteraccount samt Passwort nennt und die Schwester alles wiederholt.
"Mmmein P P Passwort... v v von Faceebbock, T T Twitt..." stotterte ich völlig verdattert. Meine Mutter sagte nur kurz und ernst, dass das schon seine Richtigkeit habe und sie mir es später erklären wolle. "Aber jetzt nicht." Ich wollte gerade loslegen mit meinem Protest, dass das ja nun wirklich zu weit ginge und so... Doch da sprach meine Mutter schon zur Schwester "Ich glaub Sie haben da gerade das falsche Formular. Mein Sohn Jan LLL ist schon über 18." Grimmig dachte ich, jetzt wissen es auch die Neu angekommenen und ihre Mütter, dass ich über 18... als die Schwester sich mit einer Hand an die Stirn klatschte und "Mein Gott! Richtig!" sagte.
"Tut mir leid Frau LLL. Entschuldigung. Das ist mir schon bei dem 25jährigen Michael XX passiert." Verschwörerisch - aber ohne die Lautstärke zu senken - fuhr sie fort: "Können Sie sich vorstellen, wie verdutzt die Mutter von Michael XX geguckt hat, als ich ihren Sohn und sie zur alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung für unter 18jährige schick..." Meine Mutter unterbrach sie lächelnd, "Schwester, machen Sie sich keine Gedanken. Für mich, wie auch meinen Sohn hier...", sie umarmte mich, "ist es heute auch das erste Mal, da kann so was schon passieren."
Jetzt war ich hellhörig. "Auch das erste Mal"? Häh??? Ich komm doch Jahr für Jahr und Monat für Monat hierher! Oder gibt es irgendwas, was für über 18jährige anders ist? Mir schwante nichts Gutes.
Auch die erneute Ausrufung eines Jungen mit seiner Mutter zur "monatlichen Penis-Kontrolluntersuchung" lenkte mich nicht ab. Aufmerksam verfolgte ich, wie die Schwester ein neues mehrseitiges Formular ausfüllte.
"Frau LLL, tut mir leid, ich mache Ihnen gleich das Formular für die 'alljährliche ausführliche Penis-Kontrolluntersuchung mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung' fertig."
Penis-Behan... was???, rasten die Gedanken in meinem Kopf. Hab ich das gerade richtig mitbekommen? "Penis-Behandlung"? Unterdessen bat uns die Schwester, noch immer etwas zerknirscht, Platz zu nehmen und auf die Durchsage zu warten wenn sie die neuen Formulare fertig und ausgedruckt hatte.
Wir setzten uns. Leise sagte ich zu ihr: "Häää??? Mit anschließend 'durchzuführender Penis-Behandlung'?, Was soll das denn???" Meine Mutter entgegnete ebenso leise. "Hab ich dir das nicht gesagt?" Nicht dass ich wüsste. Sie überlegte kurz. "Doch doch, natürlich! Genau an deinem Geburtstag. Wenn du mir nicht glaubst, frag deine Tanten..." Daran wollte ich gar nicht denken. Dunkel erinnerte ich wie sie vor allen Anwesenden was von "anschließender Penis-Behandlung" gesagt hatte. Hatte noch gut die "Ahhs" und zustimmenden Kommentare ("Das ist gut für den Jungen") im Kopf und wie gewisse lüsterne Blicke auf meine Jeans gerichtet wurden. Nein, an diese peinliche Szene wollte ich wahrlich nicht erinnert werden, geschweige meine Tanten danach fragen. Wie der Blitz war ich damals abgehauen... Unterdessen war meine Mutter bei "... von nun an deine monatliche wie auch an deine alljährliche ausführliche Penis-Kontrolluntersuchung eine durchzuführende Penis-Behandlung anschließt." Ich wollte sie gerade fragen, was denn unter "durchzuführender Penisbehandlung" zu verstehen sei... da kam die Durchsage: "Frau LLL, Bitte holen Sie Ihre Formulare für die heutige und von nun an 'alljährliche ausführliche Penis-Kontrolluntersuchung mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung' ihres achtzehnjährigen Sohnes, Jan LLL, ab."
Meine Mutter erhob sich und war schon fast an der Anmeldung, als eine weitere Durchsage verkündete: "Frau LLL, die Formulare für die von nun an 'monatlichen Penis-Kontrolluntersuchungen mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung' ihres Sohnes, Jan LLL, sind fertig."
In meinen Stuhl tiefer sinkend grübelte ich, was denn nun die "anschließend durchzuführende Penis-Behandlung" sei. Wie zur Unterstreichung meiner Gedanken, wurde just "der 25jährige Michael XX mit Mutter zur alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung" aufgerufen.
In dem Moment durchfuhr mich ein richtiger Schreck. Sollte ich etwa auch bis 25, also weitere sieben Jahre, hierher?
Ich sah mich um, ob hier etwa auch ältere Jungs, ähhh, naja Männer mit ihren Müttern seien. Sah aber keinen. Der eben aufgerufene Michael war mit seinen 25 wohl der älteste.
Ohje! Bange malte ich mir aus, noch weitere sieben Jahre das nachher kommende Prozedere zu ertragen - noch dazu mit "anschließend durchzuführender Penis-Behandlung".
Unterdessen kam meine Mutter mit den Formularen zurück. Sichtlich um Frieden bemüht, lächelte sie mich gütlich an. "Vertraust du mir, dass ich dir nichts böses will?". Ja, absolut. "Gut, dann vertrau mir auch diesmal." Dabei beließ sie es und vertiefte sich in die Formulare, machte Kreuze, unterstrich etwas, füllte ein paar leere Kästen handschriftlich aus.
Hatte ich mich bis jetzt ganz erfolgreich davon abgelenkt, was nachher im Untersuchungsraum auf mich zukam, so klappte das jetzt, ausgelöst von dem Gedanken weitere sieben Jahre her zu müssen - nicht mehr.
Krampfhaft versuchte mich von diesen Gedanken an das nachher - noch dazu mit "anschließend durchzuführender Penis-Behandlung" - abzulenken, in dem ich versuchte einen Blick auf die Formulare in den Händen meiner Mutter zu erhaschen. Oben stand auf jedem der Zettel fettgedruckt mein Name, Adresse, Alter, Telefon, eMail etc. und da drunter, ebenfalls fett mein Facebook-, Twitter- und Instagramm-Account - und jedes mal mit meinen dazugehörigen Passwort. Wieder kochte in mir was hoch. Wieder wollte ich meine Mutter ansprechen, dass das ja wohl meine ganz private Sache sei und noch dazu dies auch nichts mit meinem Penis und/oder Komplexen zu tun hätte...
Ähhh... Naja, wenn ich ehrlich bin...
Anfangs nur ein kleiner Gedanke, wurde er in diesem Moment klarer und klarer... Irgendwie hat das doch auch was mit Facebook, Twitter und Instagramm zu tun... denn wonach schaute ich da wohl?
Unter diesem Blickwinkel betrachtet, konnte ich eine gewisse Berechtigung nicht verhehlen, dass hier mein Facebook-, Twitter-, und Instagramm-Account auftauchte. Trotzdem! Es gab auch Grenzen! Und das ging einfach zu weit, dass da meine Passworte standen!
Mein Trotz und meine (beginnende) Ehrlichkeit fochten noch eine Weile in meinem Kopf, als eine weitere Durchsage diesen Kampf unterbrach: "Frau LLL, holen Sie bitte die Formulare für Ihren 18jährigen Sohn, Jan LLL, für seine alljährliche ausführliche Penis-Kontrolluntersuchung mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung ab. Diese Dokumente sind von ihm selbst auszufüllen und nachher dem Doktor zu geben."
Ja, nun wissen ja alle, dass ich schon 18 bin und ab jetzt zusätzlich auch noch eine "durchzuführende Penis-Behandlung"- was immer das ist - bekam. Danke!
Mein innerliches Schanuben wurde von einer weiteren Durchsage, dass jetzt auch Formulare für meine monatlichen Kontrolluntersuchungen "mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung" fertig und diese von mir auszufüllen seien.
Da kam mir erst zu Bewusstsein, dass ich endlich auch mal ein Formular ausfüllen durfte. Bisher hat das ja alles meine Mutter gemacht. Liegt sicher daran, dass ich jetzt volljährig bin, dachte ich mit einem gewissen Stolz! Nur, warum füllt dann meine Mutter die ganzen anderen Formulare aus?
Da hielt mir meine Mutter auch schon die von mir auszufüllenden Formulare hin. "War es nicht Kurt Tucholksy, der 'Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare', sagte?" Sofort verteifete sie sich wieder in ihre Formulare, Kreuzte was an, unterstrich ein zwei Worte und füllte ein paar leere Kästen handschriftlich aus.
Unterdessen guckte ich auf meine Formulare.
An besagtem Mittwoch fuhren wir dann in die Klinik zu meiner "Alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung". Betreten wie jedes mal, wenn ich in diese Klinik musste, sah ich lieber zu Boden, als in die Gesichter der anderen Jungen die da mit ihren Müttern aus genau dem gleichen Grund warteten. Warum ich wusste, dass sie alle aus dem gleichen Grund hier waren? Nun, schon am Eingang hörten wir die Durchsage "Der 17jährige Hannes XX, mit Mutter zur monatlichen Penis-Kontrolluntersuchung in Untersuchungsraum 7".
Auf dem Weg zu Anmeldung beneidete ich kurz diesen eben aufgerufenen 17jährigen Hannes XX. Er hat nur eine "monatliche Penis-Kontrolluntersuchung" vor sich, während ich ja zur großen "alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung" musste. Noch in diesen Gedanken, wurde schon ein weiterer Junge mit Alter und Namen aufgerufen, mit seiner Mutter "zur monatlichen Penis-Kontrolluntersuchung" zu kommen. Wieder ein Glücklicher, dachte ich, doch der Junge sah nicht sonderlich glücklich aus, wie er da mit hängendem Kopf hinter seiner Mutter in den langen Ganz zu den Untersuchungsräumen trabte.
Es ist also nur zu verständlich, dass auch ich lieber auf den Boden schaute. Lediglich als aus einer Ecke ein kindliches "Brummm... Brummm..." ertönte, schaute ich. Ein vielleicht sieben oder achtjähriger spielte mit kleinen Plastikautos...
Unterdessen fragte schon die Anmeldung für alle im Wartezimmer vernehmbar meine Mutter, ob sie zur "monatlichen oder zur Alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung?" wolle. Als ob meine Mutter zur Untersuchung ihres Penis hier wäre, dachte ich noch sarkastisch, als in der gleichen Lautstärke meine Mutter zurück gab "zur alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung meines 18jährigen Sohnes Jan LLL". Kaum hatte sie das ausgesprochen, krähte auch schon der Sieben oder Achtjährige mit seinen Plastikautos "Mutter, der Jan LLL ist schon 18 und muss genau wie ich alljährlichen ausführ... Penis-... Penis-..." Weiter kam er nicht, ihm war wohl das Wortungetüm doch noch zu schwer. Aber dafür ergänzte seine Mutter, die Worte langsam sprechend "P e n i s - K o n t r o l l u n t e r s u c h u n g" und setzte hinzu: "Ja, der Jan ist schon ein großer Junge, aber genau wie du muss er einmal im Jahr seinen Penis ausführlich untersuchen und kontrollieren lassen." Ich weiß nicht, wen von den beiden ich zuerst erwürgen wollte...
Unterdessen und ohne die Lautstärke zu senken, hatte die Schwester meine Mutter schon nach Namen, Adresse Telefonnummer, eMail,... gefragt und diese wiederholte jede Angabe ebenso laut und deutlich. Soviel zum Thema Datenschutz, dachte ich. Irrwitzigerweise musste darüber innerlich grinsen. Denn genau diesen Gedanken hatte ich jedes mal, wenn meine Mutter und die Schwester für alle hörbar meinen Namen, Alter, Adresse, wie auch meine Telefonnummer und eMail besprachen. Jedes mal das gleiche und ich denke auch jedes mal das Gleiche. Ob das wohl irgendwann mal aufhört?
Da höre ich gerade, wie meine Mutter meinen Facebook- und Twitteraccount samt Passwort nennt und die Schwester alles wiederholt.
"Mmmein P P Passwort... v v von Faceebbock, T T Twitt..." stotterte ich völlig verdattert. Meine Mutter sagte nur kurz und ernst, dass das schon seine Richtigkeit habe und sie mir es später erklären wolle. "Aber jetzt nicht." Ich wollte gerade loslegen mit meinem Protest, dass das ja nun wirklich zu weit ginge und so... Doch da sprach meine Mutter schon zur Schwester "Ich glaub Sie haben da gerade das falsche Formular. Mein Sohn Jan LLL ist schon über 18." Grimmig dachte ich, jetzt wissen es auch die Neu angekommenen und ihre Mütter, dass ich über 18... als die Schwester sich mit einer Hand an die Stirn klatschte und "Mein Gott! Richtig!" sagte.
"Tut mir leid Frau LLL. Entschuldigung. Das ist mir schon bei dem 25jährigen Michael XX passiert." Verschwörerisch - aber ohne die Lautstärke zu senken - fuhr sie fort: "Können Sie sich vorstellen, wie verdutzt die Mutter von Michael XX geguckt hat, als ich ihren Sohn und sie zur alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung für unter 18jährige schick..." Meine Mutter unterbrach sie lächelnd, "Schwester, machen Sie sich keine Gedanken. Für mich, wie auch meinen Sohn hier...", sie umarmte mich, "ist es heute auch das erste Mal, da kann so was schon passieren."
Jetzt war ich hellhörig. "Auch das erste Mal"? Häh??? Ich komm doch Jahr für Jahr und Monat für Monat hierher! Oder gibt es irgendwas, was für über 18jährige anders ist? Mir schwante nichts Gutes.
Auch die erneute Ausrufung eines Jungen mit seiner Mutter zur "monatlichen Penis-Kontrolluntersuchung" lenkte mich nicht ab. Aufmerksam verfolgte ich, wie die Schwester ein neues mehrseitiges Formular ausfüllte.
"Frau LLL, tut mir leid, ich mache Ihnen gleich das Formular für die 'alljährliche ausführliche Penis-Kontrolluntersuchung mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung' fertig."
Penis-Behan... was???, rasten die Gedanken in meinem Kopf. Hab ich das gerade richtig mitbekommen? "Penis-Behandlung"? Unterdessen bat uns die Schwester, noch immer etwas zerknirscht, Platz zu nehmen und auf die Durchsage zu warten wenn sie die neuen Formulare fertig und ausgedruckt hatte.
Wir setzten uns. Leise sagte ich zu ihr: "Häää??? Mit anschließend 'durchzuführender Penis-Behandlung'?, Was soll das denn???" Meine Mutter entgegnete ebenso leise. "Hab ich dir das nicht gesagt?" Nicht dass ich wüsste. Sie überlegte kurz. "Doch doch, natürlich! Genau an deinem Geburtstag. Wenn du mir nicht glaubst, frag deine Tanten..." Daran wollte ich gar nicht denken. Dunkel erinnerte ich wie sie vor allen Anwesenden was von "anschließender Penis-Behandlung" gesagt hatte. Hatte noch gut die "Ahhs" und zustimmenden Kommentare ("Das ist gut für den Jungen") im Kopf und wie gewisse lüsterne Blicke auf meine Jeans gerichtet wurden. Nein, an diese peinliche Szene wollte ich wahrlich nicht erinnert werden, geschweige meine Tanten danach fragen. Wie der Blitz war ich damals abgehauen... Unterdessen war meine Mutter bei "... von nun an deine monatliche wie auch an deine alljährliche ausführliche Penis-Kontrolluntersuchung eine durchzuführende Penis-Behandlung anschließt." Ich wollte sie gerade fragen, was denn unter "durchzuführender Penisbehandlung" zu verstehen sei... da kam die Durchsage: "Frau LLL, Bitte holen Sie Ihre Formulare für die heutige und von nun an 'alljährliche ausführliche Penis-Kontrolluntersuchung mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung' ihres achtzehnjährigen Sohnes, Jan LLL, ab."
Meine Mutter erhob sich und war schon fast an der Anmeldung, als eine weitere Durchsage verkündete: "Frau LLL, die Formulare für die von nun an 'monatlichen Penis-Kontrolluntersuchungen mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung' ihres Sohnes, Jan LLL, sind fertig."
In meinen Stuhl tiefer sinkend grübelte ich, was denn nun die "anschließend durchzuführende Penis-Behandlung" sei. Wie zur Unterstreichung meiner Gedanken, wurde just "der 25jährige Michael XX mit Mutter zur alljährlichen ausführlichen Penis-Kontrolluntersuchung mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung" aufgerufen.
In dem Moment durchfuhr mich ein richtiger Schreck. Sollte ich etwa auch bis 25, also weitere sieben Jahre, hierher?
Ich sah mich um, ob hier etwa auch ältere Jungs, ähhh, naja Männer mit ihren Müttern seien. Sah aber keinen. Der eben aufgerufene Michael war mit seinen 25 wohl der älteste.
Ohje! Bange malte ich mir aus, noch weitere sieben Jahre das nachher kommende Prozedere zu ertragen - noch dazu mit "anschließend durchzuführender Penis-Behandlung".
Unterdessen kam meine Mutter mit den Formularen zurück. Sichtlich um Frieden bemüht, lächelte sie mich gütlich an. "Vertraust du mir, dass ich dir nichts böses will?". Ja, absolut. "Gut, dann vertrau mir auch diesmal." Dabei beließ sie es und vertiefte sich in die Formulare, machte Kreuze, unterstrich etwas, füllte ein paar leere Kästen handschriftlich aus.
Hatte ich mich bis jetzt ganz erfolgreich davon abgelenkt, was nachher im Untersuchungsraum auf mich zukam, so klappte das jetzt, ausgelöst von dem Gedanken weitere sieben Jahre her zu müssen - nicht mehr.
Krampfhaft versuchte mich von diesen Gedanken an das nachher - noch dazu mit "anschließend durchzuführender Penis-Behandlung" - abzulenken, in dem ich versuchte einen Blick auf die Formulare in den Händen meiner Mutter zu erhaschen. Oben stand auf jedem der Zettel fettgedruckt mein Name, Adresse, Alter, Telefon, eMail etc. und da drunter, ebenfalls fett mein Facebook-, Twitter- und Instagramm-Account - und jedes mal mit meinen dazugehörigen Passwort. Wieder kochte in mir was hoch. Wieder wollte ich meine Mutter ansprechen, dass das ja wohl meine ganz private Sache sei und noch dazu dies auch nichts mit meinem Penis und/oder Komplexen zu tun hätte...
Ähhh... Naja, wenn ich ehrlich bin...
Anfangs nur ein kleiner Gedanke, wurde er in diesem Moment klarer und klarer... Irgendwie hat das doch auch was mit Facebook, Twitter und Instagramm zu tun... denn wonach schaute ich da wohl?
Unter diesem Blickwinkel betrachtet, konnte ich eine gewisse Berechtigung nicht verhehlen, dass hier mein Facebook-, Twitter-, und Instagramm-Account auftauchte. Trotzdem! Es gab auch Grenzen! Und das ging einfach zu weit, dass da meine Passworte standen!
Mein Trotz und meine (beginnende) Ehrlichkeit fochten noch eine Weile in meinem Kopf, als eine weitere Durchsage diesen Kampf unterbrach: "Frau LLL, holen Sie bitte die Formulare für Ihren 18jährigen Sohn, Jan LLL, für seine alljährliche ausführliche Penis-Kontrolluntersuchung mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung ab. Diese Dokumente sind von ihm selbst auszufüllen und nachher dem Doktor zu geben."
Ja, nun wissen ja alle, dass ich schon 18 bin und ab jetzt zusätzlich auch noch eine "durchzuführende Penis-Behandlung"- was immer das ist - bekam. Danke!
Mein innerliches Schanuben wurde von einer weiteren Durchsage, dass jetzt auch Formulare für meine monatlichen Kontrolluntersuchungen "mit anschließend durchzuführender Penis-Behandlung" fertig und diese von mir auszufüllen seien.
Da kam mir erst zu Bewusstsein, dass ich endlich auch mal ein Formular ausfüllen durfte. Bisher hat das ja alles meine Mutter gemacht. Liegt sicher daran, dass ich jetzt volljährig bin, dachte ich mit einem gewissen Stolz! Nur, warum füllt dann meine Mutter die ganzen anderen Formulare aus?
Da hielt mir meine Mutter auch schon die von mir auszufüllenden Formulare hin. "War es nicht Kurt Tucholksy, der 'Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare', sagte?" Sofort verteifete sie sich wieder in ihre Formulare, Kreuzte was an, unterstrich ein zwei Worte und füllte ein paar leere Kästen handschriftlich aus.
Unterdessen guckte ich auf meine Formulare.
4 jaar geleden